Die Geschichte

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Die schwarze Kolonie in Troisdorf Friedrich-Wilhelms-Hütte

Im Ortsteil Friedrich-Wilhelms-Hütte leben derzeit etwa 7.750 Menschen. Die „schwarze Kolonie“ bildete den Kern der dörflichen Entwicklung und befindet sich baulich noch weitestgehend in einem ursprünglichen Zustand. Auch der alte Baumbestand bestehend aus Platanen und Kastanien prägt das Siedlungsbild.

Die Bebauung besteht teilweise aus Doppelhäusern und teilweise aus Mehrfamilienhäusern. Freistehende Einfamilienhäuser sind nur vereinzelt gebaut worden. Die Grundstücke sind überwiegend sehr klein, um die vorhandene Fläche gut auszunutzen. Jedes der Häuser hatte in seitlich angebauten Erkern einen Stall zum Halten von Schweinen oder anderem „Kleinvieh“ um den Menschen die Möglichkeit der Eigenversorgung zu geben.

Wer die Geschichte dieses Ortsteiles und des ursprünglichen Zentrums der „Hütte“ erzählt, muss auch die Geschichte des anliegenden Stahlwerkes erzählen.

Ende 1825 wurde Johann Wilhelm Windgassen die Genehmigung zum Bau einer Eisenhütte an der Sieg erteilt. So kam der Ortsteil zu seinem Namen „Hütte“. Gebaut wurde die Eisenhütte, wie sie bereits in Siegen betrieben wurde. Die Erzvorkommen im Pleistal und im Altenforst waren ebenso Voraussetzung für den Betrieb wie die reichhaltigen Holzvorkommen im direkten Umfeld. Die eigentliche Produktion begann um 1830. Im selben Jahr begann der Bau von Arbeiter- und Angestelltenwohnungen direkt am Werk im Bereich der Kasinostrasse.

Wegen finanzieller Probleme musste Windgassen das Werk in 1843 an Johan Jacob Langen verkaufen. Dieser war seiner Zeit Mitbegründer der Zuckerwerke Pfeiffer und Langen. Sein Sohn Emil modernisierte das Werk und baute es auf den Betrieb mit Koks um und erhielt erweiterte Bergbaurechte zur Erzförderung. Er ließ auch um 1850 die Fabrikantenvilla „der Turm“ im heutigen Stadtteil Troisdorf-West erbauen.

Anhaltende Absatzschwierigkeiten führten ab 1875 zu Teilstilllegungen des Werks. Nach großen Hochwasserschäden 1890, 1902 und besonders 1909 war die Stilllegung unausweichlich. 1911 trat als „Retter in der Not“ der Walzenfachmann und Ingenieur Louis Mannstaedt auf den Plan. Er verlegte sein Walzwerk von Köln-Kalk in das Troisdorfer Werk um nach dem Umbau mit einer größeren Zahl von Arbeitern die Produktion aufzunehmen und das Werk vor dem Konkurs zu bewahren. Die bisherigen Mitarbeiter wurden aus Köln mit nach Troisdorf genommen. Um ausreichend Wohnraum zu schaffen, plante man vier Wohnsiedlungen sowie mehrerer sozialer Einrichtungen. So zeichnete sich allmählich der Aufschwung ab. In Friedrich-Wilhelms-Hütte bildete nun die Schwarze Kolonie den Kern der dörflichen Weiterentwicklung und wurde auch „Menden-Nord“ genannt. Das Bauvorhaben begann 1912 und war 1914 abgeschlossen. Lediglich die Mehrfamilienhäuser in der Langenstrasse und die Häuser in der Gersbeckstrasse (ehemals Uferstrasse) wurden später erstellt.  Es kamen eine Schule, eine Kinderverwahranstalt (heute würde man dazu Kindergarten sagen) und zwei Kleinkaufhäuser hinzu. 1920 wurde eine Kapelle als Notkirche gebaut.

Der Name „schwarze Kolonie“ bezieht sich auf die Farbe der Dächer. Es wurde zeitnah auch ein „rote Kolonie“ in Troisdorf-West gebaut!

Seit 1919 gab es in Friedrich-Wilhelms-Hütte eine eigene politische Vertretung. In diesen Jahren wurden mehrere Vereine gegründet, die das gesellschaftliche Leben im Dorf verbesserten. 1923 übernahm Peter Klöckner die Mannstaedt-Werke. Die Firma erhielt den Namen Klöckner-Mannstaedt-Werke AG. Ab 1.9.1990 gehörte das Mannstaedt- Werk zu British-Steel und seit 1.1.2000 firmiert das Werk unter dem Namen Mannstaedt-Corus GmbH. In 2006 ist das Werk wieder verkauft worden und firmiert nun wieder unter Mannstaedt-Werke GmbH & Co. KG (Georgsmarienhütte Holding GmbH).

Wiederaufbau und Neuanfang nach dem 2. Weltkrieg

Bei den Kämpfen um Troisdorf 1945 wird das Werk als Festung betrachtet und dementsprechend bombardiert. In der Zeit vom 9.3.– 12.4.1945 werden fast alle Werksanlagen beschädigt. 1948 sind Teile des wieder aufgebauten Werkes der Demontage zum Opfer gefallen. Sofort nach Einzug der Amerikaner werden die Kriegsschäden beseitigt und Neubauwohnungen gebaut. 1959 erhält Friedrich-Wilhelms-Hütte eine neue Kirche, 1961 eine neue Schule. Am 1.8.1969 scheidet Friedrich-Wilhelms-Hütte aus dem Gemeinde- und Amtsverband Menden aus und kommt zur neuen Stadt Troisdorf. Nun wird für die Ortschaft eine behutsame städtebauliche Entwicklung geplant, in Anbetracht der Errichtung von Hochhäusern in der Mendener Strasse der Blumensiedlung hat das nur bedingt funktioniert.  Es wurde tatsächlich der Abriss der Kolonie diskutiert, um die Hochhaussiedlung zu erweitern. Glücklicherweise wurde das von der Politik verhindert!
1974 entstehen der zweite Kindergarten und ein Sportjugendheim mit Altentagesstätte, 1976 das evangelische Gemeindezentrum und 1989 eine Mehrzweckhalle.

Quelle: Stadt Troisdorf und Generalanzeiger